Donnerstag, 4. September 2008

Bis bald in Deutschland

Schon wieder vier Wochen vergangen ohne neuen Post. Ich fürchte ich muss das Blog, wie schon als ich in USA war, als gescheitert betrachten. Irgendwie hab ich es mal wieder nicht geschafft, weniger langatmig zu schreiben und dementsprechend nicht die Zeit gefunden, häufig genug neue Einträge zu veröffentlichen. Vielleicht bietet sich ja irgendwann nochmal die Gelegenheit, dass ein bisschen zu üben.

Am Samstag morgen lande ich in Frankfurt und freue mich darauf, Euch all die Sachen, die es nicht hierher geschafft haben, persönlich zu erzählen.

In der Zwischenzeit gibt es auf Flickr wenigstens noch Bilder von allen Stationen unseres zweiwöchigen Urlaubs.

Donnerstag, 7. August 2008

Was lange währt... Urlaubsbericht Mumbai

So, jetzt sind schon fast wieder zwei Wochen vergangen, seit ich aus dem Urlaub zurück bin und ich habe nur noch ca. 4 Wochen in Indien. Aber ich hatte mir ja fest vorgenommen, alle interessanten Sachen zu dokumentieren, also werde ich auch noch versuchen, etwas über unseren Urlaub zu schreiben.

Also, am Sonntag den 13. Juli bin ich mittags von Bangalore nach Mumbai (Bombay) geflogen um dort meinen Bruder Johannes zu treffen. In Bangalore herrschte bei Abflug das bisher beste Wetter, das ich hier gesehen habe (blauer Himmel!), aber bei Ankunft in Mumbai war es schon wieder bedeckt und unangenehm schwül. Ich hatte im Voraus ein Zimmer in Bentley's Hotel im Stadtteil Colaba reserviert. Die Innenstadt von Mumbai liegt ja im Prinzip auf einer Insel und Colaba bildet praktisch die Südspitze von dieser Insel. Es gilt als eine wohlhabende Gegend, sieht im Großen und Ganzen aber ähnlich heruntergekommen aus, wie die meisten anderen indischen Städte und Stadteile. Gleich aufgefallen ist hier aber, dass Mumbai eben doch schon etwas länger den Status einer richtige Metropole hat: Im Gegensatz zu Bangalore waren die Straßen richtig gut (sogar mit Ampeln und so) und es gab in der Stadt praktisch gar keine Autorikschas, sondern richtige Taxis, wenn auch zum Teil sehr alte.

Das Hotelzimmer war zwar groß und sauber, aber auch recht dunkel und etwas abgenutzt. Toilettenpapier musste ich, wie schon fast erwartet, an einem Straßenkiosk selber kaufen. Da Johannes erst in der Nacht ankommen sollte, hatte ich noch massig Zeit und bin nach einem kleinen Nickerchen erstmal zu einem Stadtspaziergang aufgebrochen. Da ja Sonntag war, war die Stadt allerdings richtig voll und die schwüle Hitze war fast unerträglich. Ich habe das Gateway of India und Taj Mahal Palace Hotel gesehen und bin am Oval Maidan (einem ungefähr ovalen Park im Süden der Stadt) von einem Inder angesprochen worden, ob ich mir einen Tempel anschauen möchte, wo die Hindus ihre Feuerbestattungen durchführen. Nachdem ich den Tempel besucht hatte und die obligatorische Spende und das Trinkgeld für den 'Führer' los war, habe ich dann beschlossen, dass das alles alleine nicht so richtig Spaß macht und bin ins Hotel zurückgekehrt um auf Johannes zu warten. Der hat es dank Flugverspätung, Gepäck abholen und Taxifahrt erst um kurz vor vier in der Nacht ins Hotel geschafft, aber wenigstens hat prinzipiell alles geklappt.

Nachdem wir am nächsten Tag ausgeschlafen hatten, haben wir erstmal wieder Colaba erkundet, das Gateway of India und das Taj Hotel nochmal zusammen angesehen und sind dann wieder am Oval Maidan Richtung Norden gelaufen. Wir haben uns noch das geschäftige Treiben der Anwälte im riesigen High Court angeschaut, allerdings musste ich dort leider am Eingang meine Kamera abgeben. Nach einem sehr guten nordindischen Mittagessen sind wir ein bisschen den Marine Drive an der Westseite der Insel entlang gegangen und haben dann schließlich ein Taxi nach Malabar Hill genommen, einem reichen Wohnviertel im Nordwesten der Stadt.

Hier wollten wir vor allem den Banganga Tank aufsuchen, ein heiliges Wasserbecken, das laut Reiseführer einer der ruhigsten Orte in dieser hektischen Stadt sein sollte. In Malabar Hill angekommen gab es aber keine Anzeichen, wo wir hinmussten (der Taxifahrer hatte von dem Becken noch nie gehört) und dementsprechend standen wir erst mal ein paar Minuten mit gerunzelter Stirn und aufgeschlagenem Reiseführer herum. Da sprach uns auf einmal ein Typ an, ob wir den Banganga Tank suchen und er könnte uns dorthin führen sonst würden wir es eh nicht finden. Mein erster Gedanke dabei war: Toll, offensichtlich schauen wir nur genau die Sachen an, die jeder Tourist in Mumbai besucht, weil es halt im Reiseführer steht, sonst hätte der Typ es sicher nicht gleich erraten. Danke, Lonely Planet. Der zweite Gedanke war: Der will uns sicher über den Tisch ziehen. Nachdem wir dann durch immer kleinere Gassen geführt wurden, wurde ich immer misstrauischer, aber dann lag tatsächlich auf einmal das riesige Becken vor uns. Ein paar Leute saßen auf den Stufen, es gab einige kleine Tempel um das Becken herum und es war tatsächlich sehr, sehr ruhig. Den besten Eindruck von diesem interessanten Ort geben wohl die Fotos; hier noch ein bisschen Legende: Ein Pfahl in der Mitte des Beckens soll den Mittelpunkt der Welt markieren, wo vor 5000 Jahren ein Gott einen Pfeil in den Boden schoss und so das Wasser entspringen ließ.

Nach dem Besuch des Banganga-Beckens haben wir noch in Malabar Hill von den hängenden Gärten aus die Stadt betrachtet und sind dann hinunter zum Stadtstrand Chowpatty Beach gelaufen. Dort haben wir dann unseren ersten kräftigen Monsunschauer erlebt und sind zu einem Abendessen in ein Restaurant geflüchtet. Danach war es auch schon so langsam Zeit, uns auf den Weg zum Chhatrapati Shivaji Terminus zu machen, dem Bahnhof, von wo aus unser Zug nach Goa abfahren sollte. Der Bahnhof alleine war noch ein Erlebnis, mit massenweise Leuten, die auf dem Boden schlafend auf ihren Nachtzug warteten.

Über die Zugfahrt und unsere vier Tage in Goa versuche ich recht bald wieder zu schreiben. Viel Spaß mit den neuen Fotos von Mumbai.

Sonntag, 6. Juli 2008

Mysore und die letzten zwei Wochen

Heute gibt es etwas verspätet eine Zusammenfassung der letzten beiden Wochen hier in Bangalore. Seit Anfang letzter Woche werde ich nicht mehr von einem Fahrer vom Gästehaus abgeholt und zur Arbeit gebracht, sondern fahre mit dem Mitarbeitershuttle der SAP. Diese Shuttles sammeln auf über 30 Routen aus allen Ecken der Stadt die Mitarbeiter ein und bringen sie zur Arbeit und abends wieder nach Hause. Eigentlich hatte ich schon früher anfangen wollen, den Shuttle zu nutzen, aber es hat ziemlich lange gedauert, bis ich den notwendigen Ausweis bekommen habe. Der Nachteil ist jetzt, dass ich morgens früher aufstehen muss (abfahrt ist um 7.37 Uhr) und abends weniger flexibel bin, wie lange ich bei der Arbeit bleiben will (es gibt Shuttles um 17 und 19 Uhr). Der Vorteil ist aber, dass ich im Shuttle jetzt endlich einige andere Deutsche kennengelernt habe, die auch hier im Gästehaus wohnen. Außer mir sind hier im Moment noch vier Kollegen, die ebenfalls länger hier bleiben: Mark, Simon und ein zweiter Dominik sind noch bis Ende August hier und Hesam bis Ende Juli. Dominik ist ein BA-Student bei SAP und die anderen drei machen Praktika. Bis letztes Wochenende war außerdem noch Maria hier, die auch ein Praktikum gemacht hat. Außerdem sind noch ein paar Kollegen für kürzere Zeiträume hier.

Für Mittwoch haben mich die anderen dann gleich eingeladen, mit ihnen das Halbfinale der Europameisterschaft anzuschauen. Da sind dann auch noch zwei Praktikanten von Bosch dabeigewesen. Von denen gibt es hier auch einige, mit denen die SAPler regen E-Mail-Kontakt pflegen. Mark, Simon und Maria haben an dem Abend auch noch lecker gekocht und so hatten wir insgesamt einen recht lustigen Abend, auch wenn es dank Zeitverschiebung halb drei geworden ist, bis wir schlafen gehen konnten. Am Freitag sind wir mit fast 20 Leuten von SAP und Bosch essen gegangen, um Marias Abschied von Indien zu feiern. Wir waren in Miller's Steakhouse (ja, man kann hier trotz Hinduismus auch mal ein Steak essen), wo es Filet Mignon für 220 Rupien (etwas über 3 Euro!) gab.

Am Samstag bin ich zusammen mit Dominik nach Mysore gefahren, während die anderen eine Klettertour gemacht haben. Wir haben uns für den Tag ein Auto mit Fahrer gemietet, womit die Fahrt ca. 3 Stunden gedauert hat. In Mysore haben wir die verschiedenen Paläste, für die die Stadt bekannt ist und einen Tempel angeschaut, lecker gegessen und sind zweimal vom Regen überrascht worden. Die neuen Bilder geben wahrscheinlich einen besseren Eindruck von dem Ausflug, deshalb spare ich mir hier mal weitere langatmige Ausführungen. Jedenfalls haben wir einige interessante Sachen gesehen und der Ausflug hat sich sehr gelohnt. Als wir abends wieder im Gästehaus angekommen sind, haben wir Hesam, Mark und Maria getroffen, die sich gerade an Marias letztem Abend nochmal ins Nachtleben stürzen wollten. Nachdem wir kurz unsere Sachen abgelegt hatten, sind wir dann trotz leichter Erschöpfung noch mitgegangen. Wir waren in einem Club im Leela Palace (eines der teuersten Hotels in Bangalore), wo wir trotz Sperrstunde (normalerweise macht in Bangalore spätestens um 23.30 Uhr alles zu) noch bis kurz vor eins bleiben konnten. Den nächsten Tag haben alle entsprechend zur Erholung genutzt und dann abends noch das Finale bei uns im Gästehaus angeschaut.

Das hat natürlich schon wieder für ein gewisses Schlafdefizit gesorgt, so dass die ganze letzte Woche über nicht allzu viel los war. Freitag war wieder ein Abschiedsessen, diesmal für Robert und Bettina von Bosch. Da waren wir in einem sehr guten, rein vegetarischen, indischen Restaurant und anschließend noch bei ihnen zu Hause. War insgesamt ein netter, gemütlicher Abend, wo ich noch ein paar der anderen Praktikanten von Bosch ein bisschen näher kennenlernen konnte. Gestern mittag bin ich mit Hesam und Dominik in die Stadt gefahren um einzukaufen. Ich wollte hauptsächlich nach neuen Klamotten schauen, war dabei aber nur mäßig erfolgreich. Wir waren dann noch in der Commercial Street, wo man mit viel Feilschen typisch indische Sachen wie z.B. Pashmina Schals, Schmuck usw. kaufen kann. Da muss ich irgendwann auf jeden Fall nochmal hin, bevor ich das Land wieder verlasse. Wir waren dann noch mit Mark und Simon und ihren Freundinnen, die seit Freitag hier sind, im Hard Rock Café essen.

Heute werde ich wohl versuchen, noch ein paar Besorgungen für meinen Urlaub zu machen, den ich nächste Woche von Mumbai aus mit meinem Bruder beginne. Ansonsten werde ich wahrscheinlich noch ein bisschen entspannen und im Reiseführer stöbern.

Ich weiß nicht, ob es nächste Woche noch was zu erzählen geben wird, deshalb kann es auch sein, dass der nächste Eintrag erst Ende des Monats nach meinem Urlaub kommt.

Bis dann!

Dienstag, 24. Juni 2008

Hare Krishna, Basar und Bowling

Schon ist meine zweite Woche in Bangalore vergangen. An den Wochentagen habe ich nichts besonderes unternommen. Montag war ich mit Abhinav und einem Freund von ihm im Kino und hab mir The Happening angeschaut. Der Regisseur und Autor M. Night Shyamalan ist ja Inder, deshalb war es recht einfach, ein Kino zu finden, wo er lief. Ansonsten ist das bei westlichen Filmen nicht unbedingt selbstverständlich, denn die meisten Leute hier bevorzugen die Hindi-Filme aus Bollywood. Der Film war an sich ganz nett, allerdings auch kein Meisterwerk.

Ich habe mich dann tatsächlich entschlossen, am Samstag in aller Frühe meinen Kollegen Varun zum Tempel der International Society of Krishna Consciousness (ISKCON) zu begleiten. Weil der am komplett anderen Ende der Stadt liegt, hätten wir im normalen Verkehr ungefähr zwei Stunden dorthin gebraucht, deshalb hat Varun mich schon um 6 Uhr abgeholt. Im Tempel haben wir dann einer hinduistischen Zeremonie beigewohnt, was sehr interessant war. Es gab viel Räucherstäbchen, Mantras wurden rezitiert, man musste viermal um das Innere des Tempels herumlaufen und alles mögliche mehr. Insgesamt war es eine sehr interessante Erfahrung und hat auch dadurch, dass es so früh war, ganz entspannend gewirkt. Danach waren wir noch was frühstücken und dann bin ich mit einer Rikscha zum City Market, auch bekannt als Krishnarajendra Market, gefahren.

Das war auch ziemlich interessant: Hier war ein zweites, völlig anderes Stadtzentrum von Bangalore, dass ich noch nicht kannte. Der Markt ist in einem der größten muslimischen Viertel der Stadt und gleicht einem Basar, wie ich ihn in einer Stadt wie Kairo oder Teheran erwartet hätte. Es gab eine große Markthalle und in vielen Gassen drumherum zahllose Stände die alles Mögliche angeboten haben. Alles war leicht verkommen und schmutzig, in einigen Gassen auch SEHR verkommen und schmutzig und je nachdem was verkauft wurde und wieviele Überreste davon so auf dem Boden rumlagen, war der Geruch auch nicht so angenehm. Meine Fotos geben hauptsächlich die angenehmeren Seiten des Marktes wieder, aber wenn man sich die Haufen von Papayas, Zuckerrohr und Kokosnüssen vorstellt und sich überlegt, dass alle Überreste davon auf dem Boden liegenbleiben (auf dem die meisten Händler auch ihre Waren ausgebreitet haben), kann man sich wohl ein Bild machen. Lustig war auch der Händler, der mit einem großen Schild vor dem Bauch, auf dem tote Ratten aufgemalt waren, Rattengift beworben hat. Alles in allem war der Markt nicht unbedingt ein Ort, wo ich mich wohl genug gefühlt habe, um tatsächlich was zu kaufen, oder lange dort zu bleiben. Aber es war auf jeden Fall interessant, dieses ganz andere Bangalore mal zu sehen, vor allem weil alles sehr altertümlich gewirkt hat, als ob schon seit hunderten von Jahren Leute aus der Umgebung zum Markt kämen und immer an derselben Stelle ihre Sachen ausbreiteten.

Am frühen Nachmittag hab ich mich dann mit einer Rikscha auf den langen Heimweg gemacht. Mit den Rikschafahrern in Bangalore ist es immer so eine Sache: Eigentlich sind sie gesetzlich verpflichtet, einen Taxameter zu verwenden, aber sie weigern sich ziemlich oft, den anzuschalten und wollen stattdessen im Voraus einen Preis aushandeln, z.B. wenn sie meinen, dass der Verkehr unverhältnismäßig schlimm ist, man in eine abgelegene Gegend will, oder sie denken "Ah ein Weißer, den kann man über'n Tisch ziehen". Bei mir trafen wohl alle drei Kriterien zu und der Rikschafahrer wollte 400 Rupien haben, um mich ins Gästehaus zurückzubringen. Mit Taxameter hätte es wohl ca. 80-100 gekostet, aber andererseits ist das auch wirklich etwas außerhalb und der Verkehr war nicht der Hit; die Fahrt hat gut eine Dreiviertelstunde gedauert. Da ich ja aber auch so langsam lerne, wie die Sachen hier laufen, hab ich ganz frech 200 Rupien angeboten, sodass wir uns dann auf 300 einigen konnten.

Im Gästehaus hab ich erstmal ein bisschen Schlaf nachgeholt und mich dann abends mit Abhinav und seinem Kumpel Abhishek (der auch bei SAP arbeitet) getroffen. Wir sind dann Bowling spielen gegangen und waren danach in einem Restaurant namens Barbecue Nation, wo man alle möglichen Fleischgerichte selber am Tisch fertig grillen konnte. Das war richtig lecker und mit umgerechnet 8 Euro für All-you-can-eat auch nicht wirklich teuer. Am Sonntag war ich dann wieder mit Ahinav und Abhishek unterwegs und zwar in Wonder La, einem Vergnügungspark mit allen möglichen Rides. War auch ziemlich unterhaltsam, aber bei einigen Sachen ist man etwas nass geworden und jetzt hab ich Halsweh. Wird aber nichts ernstes, glaube ich.

Seit gestern abend werde ich jetzt nicht mehr vom Fahrer abgeholt und zur Arbeit gebracht, sondern fahre mit dem SAP-eigenen Shuttle. Dadurch habe ich jetzt auch endlich einige von den anderen deutschen Kollegen getroffen, die hier im Gästehaus wohnen; hauptsächlich Studenten, die hier für ein mehrmonatiges Praktikum sind. Morgen abend werde ich mit denen zusammen mal das Fußballspiel anschauen und am Wochenende werden wohl auch einer oder zwei von denen mit mir nach Mysore fahren. Das war's für's erste mal wieder... vielen Dank für's Lesen.

PS: Neue und alte Fotos gibt's jetzt auf Flickr, weil Photoshop Express doch nicht so cool war, wie ich dachte. Bei Flickr kann man wenigstens auch längere Bildunterschriften lesen.

Donnerstag, 19. Juni 2008

Erste Erfahrungen in Bengaluru

Seit einer Woche bin ich jetzt in Bengaluru (besser bekannt als Bangalore) in Südindien um zusammen mit meinen Kollegen und Kolleginnen Bindiya, Abhinav, Varun und Ezhil Software zu entwickeln. Montag abend bin ich am neuen Flughafen in Bangalore angekommen, der erst Ende Mai in Betrieb gegangen ist. Dafür hat eigentlich alles wunderbar geklappt: Flug war einigermaßen pünktlich, Koffer ging nicht verloren, Fahrer war da, um mich abzuholen, Geldautomat gab mir druckfrische Rupien... alles prima. Vom neuen Flughafen fährt man allerdings ca. eine Stunde bis zum Stadtrand, sodass ich erst um kurz vor 3 Uhr Ortszeit im Gästehaus ankam. Auf der Fahrt dorthin dachte ich anfangs noch wegen des guten Straßenzustands und der relativ gesitteten Fahrweise: "Ach, hier könnte ich auch fahren". Je näher wir allerdings der Stadt kamen, desto wilder wurde der Verkehr. Nachdem ich jetzt eine Woche hier unterwegs war, muss ich sagen, dass ich hier am Steuer eines Autos keine 5 Minuten überstehen würde, ohne einen Unfall zu bauen.

Die Unterkunft im Gästehaus ist eigentlich prima, das Apartment wird jeden Tag saubergemacht, das Schlafzimmer ist klimatisiert und wenn ich meine Schmutzwäsche einfach im Zimmer liegen lasse, liegt sie am nächsten Tag gewaschen und gebügelt auf dem Bett, wenn ich wiederkomme. Essen gibt es hier abends auf Wunsch auch. Ich habe das zwar erst zweimal in Anspruch genommen, aber da war es eigentlich ganz gut. Normalerweise gibt es indisches Essen, aber sie haben mich auch schon gefragt, ob ich was 'westliches' haben will. Das einzige, was am Gästehaus nicht so der Hit ist, ist dass ich hier im Moment ziemlich alleine bin. Das Apartment hat drei Schlafzimmer und davon ist nur meines belegt. Ich hatte eigentlich gehofft, hier evtl. den einen oder anderen Kollegen zu treffen, der auch für eine längere Zeit hier ist, aber bisher hatte ich da kein Glück. Es wäre halt schon gut, jemanden zu haben, mit dem man die Gegend ein wenig erkunden kann. Alleine geht das zwar auch, macht aber eben nur halb so viel Spaß.

Bei der Arbeit versuche ich seit meiner Ankunft irgendwie, zwei Arbeitstage in einem unterzubringen: Vormittags mache ich die Sachen, die ich in Deutschland machen würde und nachmittags arbeite ich mit meinen indischen Kollegen an neuen Themen. Anfangs war das ganz schön anstrengend, aber so langsam pendelt es sich ein bisschen ein. Die Kollegen sind alle sehr nett und bisher klappt die Zusammenarbeit auch prima. Insbesondere meine Kollegen Abhinav und Varun beteiligen sich netterweise auch an meiner Freizeitgestaltung, z.B. war ich schon bei Abhinav zum Fußball gucken und bei einem Freund von Varun zum Musik machen eingeladen.

Letztes Wochenende bin ich am Samstag erstmal mit einer Autorikscha (DAS Transportmittel in Bangalore) in die Stadt gefahren und hab mich dort ein bisschen umgesehen. Sonntag bin ich zum Bangalore Palace gefahren, der allerdings nicht sehr spektakulär war. Nicht besonders alt (ca. 100 Jahre) und hauptsächlich mit Fotos aus dem letzten Jahrhundert gefüllt: Der König bei der Elefantenjagd, der König bei einem Fest, der König in seinem neuen Auto, der König im Urlaub in China usw. Die Einrichtung vom Palast ließ dabei weniger auf einen orientalischen Herrscher schließen als auf jemanden, der im letzten Jahrhundert lebte, mehr Geld als Geschmack hatte und eine Vorliebe für mittelmäßige Aktgemälde. Fotos gibt es leider nicht, denn der König verlangt pro Foto auf dem Palastgelände 500 Rupien (ca. 8 Euro - kein Scherz).

Dieses Wochenende will ich wahrscheinlich den City Market und den botanischen Garten besuchen, damit hätte ich dann glaube ich schon alle Sehenswürdigkeiten in Bangalore selber abgehakt. Die Stadt ist leider mehr für den IT-Boom und ihr Nachtleben (was auch nicht wirklich europäischen Standards entspricht) bekannt, als für historische Gebäude oder Ähnliches. Varun hat mich noch gefragt, ob ich Samstag morgen mit zum Krishna-Tempel kommen will. Hört sich auch interessant an, aber er und sein Kumpel wollen schon so um 6.30 Uhr los. Mal schauen.

PS: Fotos gibt's hier.