Donnerstag, 7. August 2008

Was lange währt... Urlaubsbericht Mumbai

So, jetzt sind schon fast wieder zwei Wochen vergangen, seit ich aus dem Urlaub zurück bin und ich habe nur noch ca. 4 Wochen in Indien. Aber ich hatte mir ja fest vorgenommen, alle interessanten Sachen zu dokumentieren, also werde ich auch noch versuchen, etwas über unseren Urlaub zu schreiben.

Also, am Sonntag den 13. Juli bin ich mittags von Bangalore nach Mumbai (Bombay) geflogen um dort meinen Bruder Johannes zu treffen. In Bangalore herrschte bei Abflug das bisher beste Wetter, das ich hier gesehen habe (blauer Himmel!), aber bei Ankunft in Mumbai war es schon wieder bedeckt und unangenehm schwül. Ich hatte im Voraus ein Zimmer in Bentley's Hotel im Stadtteil Colaba reserviert. Die Innenstadt von Mumbai liegt ja im Prinzip auf einer Insel und Colaba bildet praktisch die Südspitze von dieser Insel. Es gilt als eine wohlhabende Gegend, sieht im Großen und Ganzen aber ähnlich heruntergekommen aus, wie die meisten anderen indischen Städte und Stadteile. Gleich aufgefallen ist hier aber, dass Mumbai eben doch schon etwas länger den Status einer richtige Metropole hat: Im Gegensatz zu Bangalore waren die Straßen richtig gut (sogar mit Ampeln und so) und es gab in der Stadt praktisch gar keine Autorikschas, sondern richtige Taxis, wenn auch zum Teil sehr alte.

Das Hotelzimmer war zwar groß und sauber, aber auch recht dunkel und etwas abgenutzt. Toilettenpapier musste ich, wie schon fast erwartet, an einem Straßenkiosk selber kaufen. Da Johannes erst in der Nacht ankommen sollte, hatte ich noch massig Zeit und bin nach einem kleinen Nickerchen erstmal zu einem Stadtspaziergang aufgebrochen. Da ja Sonntag war, war die Stadt allerdings richtig voll und die schwüle Hitze war fast unerträglich. Ich habe das Gateway of India und Taj Mahal Palace Hotel gesehen und bin am Oval Maidan (einem ungefähr ovalen Park im Süden der Stadt) von einem Inder angesprochen worden, ob ich mir einen Tempel anschauen möchte, wo die Hindus ihre Feuerbestattungen durchführen. Nachdem ich den Tempel besucht hatte und die obligatorische Spende und das Trinkgeld für den 'Führer' los war, habe ich dann beschlossen, dass das alles alleine nicht so richtig Spaß macht und bin ins Hotel zurückgekehrt um auf Johannes zu warten. Der hat es dank Flugverspätung, Gepäck abholen und Taxifahrt erst um kurz vor vier in der Nacht ins Hotel geschafft, aber wenigstens hat prinzipiell alles geklappt.

Nachdem wir am nächsten Tag ausgeschlafen hatten, haben wir erstmal wieder Colaba erkundet, das Gateway of India und das Taj Hotel nochmal zusammen angesehen und sind dann wieder am Oval Maidan Richtung Norden gelaufen. Wir haben uns noch das geschäftige Treiben der Anwälte im riesigen High Court angeschaut, allerdings musste ich dort leider am Eingang meine Kamera abgeben. Nach einem sehr guten nordindischen Mittagessen sind wir ein bisschen den Marine Drive an der Westseite der Insel entlang gegangen und haben dann schließlich ein Taxi nach Malabar Hill genommen, einem reichen Wohnviertel im Nordwesten der Stadt.

Hier wollten wir vor allem den Banganga Tank aufsuchen, ein heiliges Wasserbecken, das laut Reiseführer einer der ruhigsten Orte in dieser hektischen Stadt sein sollte. In Malabar Hill angekommen gab es aber keine Anzeichen, wo wir hinmussten (der Taxifahrer hatte von dem Becken noch nie gehört) und dementsprechend standen wir erst mal ein paar Minuten mit gerunzelter Stirn und aufgeschlagenem Reiseführer herum. Da sprach uns auf einmal ein Typ an, ob wir den Banganga Tank suchen und er könnte uns dorthin führen sonst würden wir es eh nicht finden. Mein erster Gedanke dabei war: Toll, offensichtlich schauen wir nur genau die Sachen an, die jeder Tourist in Mumbai besucht, weil es halt im Reiseführer steht, sonst hätte der Typ es sicher nicht gleich erraten. Danke, Lonely Planet. Der zweite Gedanke war: Der will uns sicher über den Tisch ziehen. Nachdem wir dann durch immer kleinere Gassen geführt wurden, wurde ich immer misstrauischer, aber dann lag tatsächlich auf einmal das riesige Becken vor uns. Ein paar Leute saßen auf den Stufen, es gab einige kleine Tempel um das Becken herum und es war tatsächlich sehr, sehr ruhig. Den besten Eindruck von diesem interessanten Ort geben wohl die Fotos; hier noch ein bisschen Legende: Ein Pfahl in der Mitte des Beckens soll den Mittelpunkt der Welt markieren, wo vor 5000 Jahren ein Gott einen Pfeil in den Boden schoss und so das Wasser entspringen ließ.

Nach dem Besuch des Banganga-Beckens haben wir noch in Malabar Hill von den hängenden Gärten aus die Stadt betrachtet und sind dann hinunter zum Stadtstrand Chowpatty Beach gelaufen. Dort haben wir dann unseren ersten kräftigen Monsunschauer erlebt und sind zu einem Abendessen in ein Restaurant geflüchtet. Danach war es auch schon so langsam Zeit, uns auf den Weg zum Chhatrapati Shivaji Terminus zu machen, dem Bahnhof, von wo aus unser Zug nach Goa abfahren sollte. Der Bahnhof alleine war noch ein Erlebnis, mit massenweise Leuten, die auf dem Boden schlafend auf ihren Nachtzug warteten.

Über die Zugfahrt und unsere vier Tage in Goa versuche ich recht bald wieder zu schreiben. Viel Spaß mit den neuen Fotos von Mumbai.

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